Mein Problem in den letzten Monaten ist persönlich.
Ich finde Nazis einfach nur scheiße. Alles wofür sie stehen, die Ideologien die sie unterstützen, die Machtgefüge, denen sie Geld und Hilfe zukommen lassen.
Aber das war schon immer so. Was neu ist, ist persönlich. Ich versuche wirklich, ein guter Mensch zu sein. Argumente statt Aggression. Mitgefühl statt Ausgrenzung. Aktive Hilfe statt passiver Erwartungshaltung. Wenn ich etwas sehe, das mir nicht gefällt, dann finde ich raus, warum. Und biete Hilfe an.
Aber Nazis und Pro-Palies machen was mit mir. Ich will meine Faust einfach nur bis hinter die Os Frontale in ihrem Gesicht versenken. Ich will Gewalt. Ich fühle wie mein Herzschlag raufgeht, ich zu zittern anfange, nicht vor Angst sondern vor unterdrückten Gewaltfantasien.
Einmal dem Höcke in die Eier treten. Einmal einem White Pride Hool die Bordsteinkante vorstellen. Einmal das Laute, das Aggressive, das Gewaltbereite rauslassen, um dem Lauten, dem Aggressiven, dem Gewaltbereiten zu begegnen.
Ich bin kein Heiliger. Ich werde natürlich keine Gewalt anwenden, aber ich fühle, wie sie in mir kocht. MICH krank macht. MIR das Hirn scrambled. Das ist persönlich. Einmal eine AfD oder Palästina-Flagge dem Träger in's Maul oder sonstwohin stopfen. Einmal, nur einmal, ein "Völkische Jugend" Banner als Peitsche nehmen und den Glatzen zeigen wie schön ein Jog durch die sächsische Kleinstadt-Idylle sein kann.
Im Training habe ich einen Partner, der in vielen Dingen wie ich ist. Veteran, 15+ Jahre Krav Maga, Pfleger, zugroaster Ausländer. Nur, dass er fast 6 Meter groß ist und alles an ihm mich wie eine dürre Witzfigur aussehen lässt. Und russischer Jude, der am Tag der Invasion der Ukraine desertiert und nach DE geflüchtet ist.
Eine der jungen Frauen, die wir im Selbstverteidigungskurs haben, hat uns mal gesagt, dass wir kuschelige Teddybären sind. Brutal aussehend, bis man ihn mit einem Kätzchen spielen oder seine 6 Monate alte Tochter füttern sieht oder ihr die Haare kämmt. Oder mir bei der Arbeit zuschaut. "Knuffelbeer" hat sie uns genannt, Kuschelbären.
Er hat sie angeschaut und dann nachgedacht. Er macht das oft, das lange Nachdenken. Und dann hat er gesagt "ich bin nur ein Knuffelbär, weil ich es mir leisten kann. Erst wenn Dir nichts mehr wehtun kann, kannst Du so sein."
Ich dachte immer, dass es wenig gibt, das mir wehtun kann. Aber ich öffne die Zeitung, und die HJ trifft sich in Gießen um wieder aufzuerstehen. Die Täter vom Rechtsrock in Friedrichshain werden nicht von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Enisa Amani bekommt 60k Spenden um weiterhin ihre antisemitische und neofaschistoide Schwurbelei abzulassen. In Berlin schlagen Menschen einen Mann zusammen, weil er "jüdisch aussieht." Norwegen schickt mehr Geld als das Restbudget zusammen an die Hamas. Vor meiner Arbeit steht eine kleine Gruppe, die die Uni "Entzionisieren" will, mit einem Text der mich direkt als Kindermörder abstempelt.
Und ich will zuschlagen. In mir kocht die Wut. Und deshalb ist das persönlich. Und deshalb ist das so scheiße. Ich muss vor wenig Angst haben. Aber vor dem, was das mit mir macht, habe ich eine Scheißangst.

Impertinenzija
in reply to Mikka, MD • • •Michelangela 🏴☠️
in reply to Mikka, MD • • •Ich würde es nicht tun, auch wenn ich ein kampferprobter Muskelprotz wäre, aber diese Wut frißt mich innerlich auf.
Gondor
in reply to Mikka, MD • • •Früher als Kid war ich "jähzornig". Dann früh gelernt das "zu kompensieren"/kontrollieren(= in mich reinzufressen 🙄)
Manchmal habe ich den Verdacht, mein Rückzug aka social distance dient nur dazu nicht wieder "jähzornig" zu werden.
Schwierig, bei dieser ständigen "flood of shit".
Ja, das ist persönlich, wenn auch momentan eher der Empathie "geschuldet". Ich möchte mich nicht sehen wenn ich "die Kontrolle verliere". Kann nur böse enden.😒
Blauberger
in reply to Mikka, MD • • •Paleva
in reply to Mikka, MD • • •I feel u
Deine Worte..
Es tut weh, wenn man das Unrecht sieht, vor allem, wenn man Mitgefühl für diese Welt hat. Meine Augen werden nass bei deinen Worten…weil so wahr.
Ein guter Freund sagte früher immer, er wäre so gern das Racheschwert Gottes… (er selber war nicht gläubig, nur ein lieber Metallhead mit großem Herzen und kranker Mutter)… heute wünschte ich, ich könnte wie ein Pyrokrastischer Wind alles mitnehmen, was nicht gut ist…
Ob das Weltschmerz ist?
Das große Lu und das kleine la
in reply to Mikka, MD • • •lies_das Antifaschist
in reply to Mikka, MD • • •Denk Mal über eine Therapie nach
Mikka, MD
in reply to lies_das Antifaschist • • •lies_das Antifaschist
in reply to Mikka, MD • • •ok, offensichtlich bin ich zu ängstlich, ich bin ehemaliger #twitter User
Therapie könnte aus zwei Gründen nützlich sein, jedenfalls lese ich das so aus deinem post
1. Helligkeit in dein Leben bringen, es scheint so als ob sich zuviel Dunkelheit ausbreitet
2. Gewaltprävention, in einem anderen Kontext könntest du als potentieller Attentäter verstanden werden
All das soll nicht die von dir beschriebenen schlimmen Umstände beschönigen.
Aber nichts wird besser wenn du leidest
Chuculati
in reply to Mikka, MD • • •